Sasssigurd

Bilderrätsel gibt er uns auf … Denkaufgaben mit plus und minus wie ein Lehrer, der seinen Beruf ernst nimmt. …

Das mit Geza Gal und Jörg Möhring
© D. Otto

Ein nachdenkliches Lebenswerk ist daraus entstanden, das in anschaulichen Bildern daherkommt und zur geistigen Mitarbeit herausfordert. Schwarze Linien mäandern über die Leinwand, dazwischen weiße Leere, ergänzt durch farbenprächtige Gegenstände. Es geht um den Weg der Wahrnehmung. Wie viel bedarf es, um auf einer Fläche die Illusion von Wirklichkeit zu erzeugen?

Sigurd Saß, der "Sasssigurd" zeichnet auf die weiße Leinwand Umrißlinien, provoziert einen Wechsel zwischen Figur und Grund, von Form und Zwischenraum, läßt Leere und Form als gleichwertige Partner auftreten. In der Leere beginnt die Linie figurative Konturen zu bilden, die durch Farben zum realen Abbild werden. Saß erfindet …, malt Tomaten naturgetreu im Gewächshaus und provenzalische Landschaften und bricht die reale lllusion immer wieder durch leere Flächen und lineare Konturen

Ungewöhnlich die darüber gelagerten geometrischen Formen mit Rechenaufgaben. Doch geht es hier nicht um Zahlen, sondern um Farben, die aus der Linienwelt das Wunder der farbigen Wirklichkeit entstehen lassen. Ganz elementar und bildhaft addiert Saß Farbkästchen zur Trilogie des Farbkreises, aus dem das gesamte Spektrum erstrahlen kann.

Neben diesen Lehrtafeln aus weißem Nichts, Linien und farbenprächtiger Welt: frühe Arbeiten, die konträr zu den Denkbildern naive Volkskunst aus fremden Ländern aufgreifen. Auf dunklen Papieren sind wundersame, archaische Fabelwesen in Wachspastell gemalt und von Ornamenten gefasst. Saß schöpft aus dem Unbewussten, aus frühkindlichen Eindrücken, aus Indiokulturen. Auch hier Bilderrätsel, aber von einer emotionalen Sinnlichkeit und narrativen Kraft.

Sigurd Saß ergänzt sein künstlerisches Spektrum durch Installation und Video.

Auszug aus einem für die Presse geschriebenen Text von Marianne Winter (Kunstkritikerin/Kunsthistorikerin), 2012