Schon die frühen Berliner Arbeiten zeigen eine Aufmerksamkeit für das Potential der Leere im Bild (siehe Bild Mitte). In Form der weißen Quadrate in der Bildmitte (der neuen Arbeiten) ist dieses Potential zum bewussten Thema gemacht.
Form ist Leere - Leere ist Form: Mit diesem Satz wollte uns der Buddha vermitteln, dass wir das, was wir wahrnehmen können, nicht für "bare Münze" nehmen sollten.
Denn es hat den Wert einer Illusion. Abhängig von unseren Wahrnehmungsorganen und der Verarbeitung unseres Verstandes konstruieren wir die Welt im Austausch mit den uns begegnenden Impulsen gemäß unserem Nutzen, unseren Zielen, unseren Möglichkeiten. Hinter allen Formen, in denen sich das Universum ausdrückt, steht als Hintergrund das Sein. Insofern sind alle Formen, uns eingeschlossen, vorüber-gehende Repräsentanten des Seins, das wir und sie in Wirklichkeit sind.
Ich habe Kunst immer als Möglichkeit angesehen, meine Erfahrungen in den Zusammenhang solcher Erkenntnisse zu stellen.
Dabei verbindet sich für mich - anders als beim rein reflektorischen Denken und anders als beim Konzeptualisieren - im Prozess des Malens die Gegenwärtigkeit des nicht Gewussten (Seins) mit dem Hintergrund dieses Wissens. Das ist das Spannende am Vorgang des Malens. Es ist ein Augenblick unmittelbaren Erlebens und gleichzeitig eine Präsenz angesammelten Bewusstseins.
© Sigurd Saß 2008