Philosophische Bilder zum Thema ICH - Bild 4 - © Sasssigurd

Bild IV vom Block der:
"Philosophischen Bilder
zum Thema ICH"

60 cm x 40 cm
Print und Acryl
2018

Foto: Gerd Druwe

Statement zum Thema ICH

Mit dem Thema ICH hat sich der BBK ein brisantes Thema vorgenommen. Bei der ersten Konfrontation damit war da das unwirsche Gefühl: Mein Gott, nun muss auch noch der BBK auf die Betonung des ICH-Gefühls aufspringen. Doch gerade darin zeigt sich die Berechtigung zur Auseinandersetzung damit.

Die Betonung und Förderung einer ICH-Vorstellung zeigt sich zur Zeit in allen gesellschaftlichen Sparten in Form von Egoismus bis hin zur Egomanie. Nicht nur Wirtschaft und Werbung haben ihren Magnetismus entdeckt, bis in die Politik und politische Volksbewegungen, aber auch bis in die öffentliche Diskursbildung der Bewusstseinsentwicklung reicht die Zuspitzung einer ICH-Betonung. Auffällig dabei geht eine Körperbetonung mit der ICH-Definition Hand in Hand. Dieser Zuspitzung stehen die nicht eingelösten Erwartungen als ICH-Verlust in Form von Vereinsamung und dem Gefühl des Abgehängt-Seins gegenüber. In dieser Polarisierung erweist sich das Thema als grundlegend brisant auch für künstlerisches Nachdenken.

Wir finden in der Kultur immer wieder Hinweise für dieses Nachdenken. Der lateinische Begriff PERSONA sah das ICH des Menschen als ein Medium, durch das sich das Universelle äußert, indem es durch ihn hindurch tönt oder klingt. So wie das Atmen, der Blutkreislauf, sogar das Denken und die meisten Funktionen menschlicher Existenz nicht seinem bewussten Handeln, sondern der Insspiration (Einatmung) universeller Kräfte zu verdanken ist, war die Vorstellung eines ICH weitgehend immer mit dieser universellen Verbindung liiert. Noch Dürer, obwohl einer der ersten Protagonisten einer ICH-Betonung in der Kunst, nannte sie die "Öberen Eingießungen" und drückte deren zeitweisen Verlust im Bild der Melancholie aus.

Rembrandt versuchte dem ICH durch ungeschönte Beobachtung seines Spiegelbildes auf die Spur zu kommen und kam zu dem Bewusstsein, dass die Definition des ICH über das eigene Erscheinungsbild vor allem zur Erkenntnis seiner Vergänglichkeit und dessen Akzeptanz führt.

Descartes beflügelte die seit der Renaissance in den Vordergrund gestellte ICH-Betonung durch seine Formel "cogito, ergo sum". Bei der Schlussfolgerung "Ich denke, also bin ich" formuliert er zwar, dass die ICH-Vorstellung mit unserem Denken zusammenhängt, doch legt er nicht genügend klar, dass die ICH-Vorstellung allein ein Produkt unseres Denkens ist. Konsequent gedacht müsste es heißen: "Ich denke, also denke ich, dass ich bin". Denn ich bin (wie viele andere Kreaturen) auch ohne zu denken. Folge wäre, ich kann nur behaupten ICH BIN.

Cézanne erkannte den Zusammenhang zwischen ICH und OBJEKT als eine zusammenhängende Form der Wahrnehmung, bzw. des Erlebens, die durch das Definitions- und Interpretationsbedürfnis unseres Gehirns gespalten wird. Sein Zitat: "Sobald ich beim Malen dazwischen komme, ist das Bild verloren" bringt den Versuch einer unvoreingenommenen Wahrnehmung zum Ausdruck. Die Vorstellung eines ICH zerstört die unmittelbare Präsenz des Erlebens der Wirklichkeit, so wie sie ist. Das ICH nährt sich immer aus den Gedanken an Vergangenheit und Zukunftsprojektion. Es formt daraus das Bild, das ich mir über mich selbst mache. Das ICH ist also ein Konglomerat unserer Definitionen, ein reines Vorstellungsbild.

Buddha erkannte das vor 2.500 Jahren und formulierte, solange wir die Wirklichkeit unter dem Aspekt dieser ICH-Vorstellung sehen, erkennen wir zwar die Bilder, doch nicht den Spiegel selbst. Was hinter dem Spiegel liegt, ist der Grund unseres Selbst. Diese Wirklichkeit zu erkennen, ist der Weg, um aus der Gefangenschaft unserer Gefühle und unseres Denkens, und damit unserer konstruierten Vorstellung von der Wirklichkeit, zu entkommen. Er sagte, "ich lehre nur, wie die Dinge sind". Dort treffen sich seine Gedanken mit denen von Cézanne.

Fazit: Es gibt kein ICH, nur unsere Vorstellung davon. Das versuchen meine Bilder durch die Konfrontation von Selbst-Abbildungen und Erkenntnissen zum ICH zum Ausdruck zu bringen.

Mögen sie helfen, Gedanken zu einem Weg "ohne mICH" frei zu legen.

Sasssigurd